windkraft1

Anfrage zur Zukunft der Windkraftanlage am Grünen Heiner

(TOM) In der ersten Sitzung des Weilimdorfer Bezirksbeirates nach der Sommerpause stand auch eine Anfrage der Freien Wähler zur Windkraftanlage auf dem Grünen Heiner auf der Tagesordnung. Insbesondere die umweltgerechte Entsorgung der Anlage bei einem möglichen Abbau wurde diskutiert.

Die Freie Wähler Bezirksbeiratsfraktion hat eine Anfrage formuliert, mit der geklärt werden soll, was mit der Anlage auf dem Grünen Heiner nach Ablauf deren Förderung durch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) am 16. März 2020 passieren soll. Geklärt werden solle mit der Anfrage ob dann eine neue Anlage gebaut wird und wie es dann mit der Entsorgung der Altanlage aussieht, beziehungsweise ob die Anlage weiter betrieben werden soll.

“Für uns ist ganz wichtig, dass bei einem Abbau der Anlage auch darauf geachtet wird, dass diese auch umweltgerecht entsorgt wird“, erläutert Jürgen Raiser (FW). Ziel sei es, die Stadt für das Thema zu sensibilisieren und zu verhindern dass die Rotorblätter aus glasfaserverstärktem Kunststoff vor Ort zersägt werden.

Annekathrin Essig (Bündnis 90/Grüne) bat darum Heinrich Blasenbrei-Wurtz von der Betreibergesellschaft das Wort zu erteilen. Er könne die Fragen sicher beantworten.

Blasenbrei-Wurtz erklärte, dass es erklärter Wille der Betreiber sei, die Anlage weiterhin zu betreiben. Die Anlage werde vom Hersteller permanent überprüft und gewartet und könne gut fünf bis zehn Jahre weiterbetrieben werden. Da die Schutzschicht der Rotoren leicht beschädigt sei stünden hier voraussichtlich Sanierungsmaßnahmen an. Es sei nicht daran gedacht nach Ablauf der Förderung sofort eine neue Anlage zu errichten. Tatsächlich könne auf dem Grünen Heiner nur eine unwesentlich größere Anlage errichtet werden.

Zu den derzeitigen Ertragsbedingungen sei der Betrieb bis März nächsten Jahres möglich. Den Betreibern sei klar, dass der Ertrag bei einem Weiterbetrieb geringer wird. Gespräche mit den Stadtwerken Stuttgart habe es diesbezüglich schon gegeben. Die Stadtwerke hätten aber bekundet, dass sie kein Interesse haben. Sollte eine Entsorgung der Anlage nötig werden, weil ein Weiterbetrieb nicht möglich ist, werde der Betreiber selbstverständlich eine zertifizierte Fachfirma damit beauftragen. Glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) werde vielfach entsorgt. Ein gangbarer Weg sei die Müllverbrennung. Die Asche sei Sondermüll, der in Bergwerken eingelagert wird. Teilweise werde GFK auch von der Zementindustrie weiterverwendet.

Dr. Lothar Barth (FDP) erklärte, dass GFK in Müllverbrennungsanlagen nicht verbrannt werden könne. Zementwerke könnten GFK nutzen, weil sie mit Temperaturen arbeiten die den Werkstoff zersetzen. Die Stadtwerke hätten wie Barth mutmaßte den Weiterbetrieb abgelehnt, weil sie sich nicht an den Abbaukosten beteiligen möchten.

Annekathrin Essig (Bündnis 90/Grüne) erklärte, dass nach ihrem Kenntnisstand mit erteilen der Betriebserlaubnis für eine Windkraftanlage auch festgelegt wie deren Abbau zu erfolgen hat.

Sylvia Radis (SÖS-Linke-PluS) erklärte, das ihres Wissens der Betreiber für den Rückbau der Anlage klare vorgaben habe und auch die entsprechenden Mittel bereithalten müsse.

Konrad Ritz, Landwirtschaftlicher Ortsobmann in Weilimdorf, erklärte, er wohne in direkter Nähe zum Windrad. Früher habe man es eigentlich nie gehört, in letzter Zeit sei es aber lauter geworden. Das komme sicher von der defekten Beschichtung. Das Windrad sei ein Wahrzeichen. Wenn es nicht mehr da wäre würde etwas fehlen. Er kenne private Betreiber von Energieanlagen, die nach Auslaufen der Förderung Probleme hätten den gewonnenen Storm weiter zu verkaufen. „Die Frage ist ob es für ein neues Windrad mehr Geld geben würde“, so Ritz.

Blasenbrei-Wurtz betonte noch einmal, dass falls eine Entsorgung der Anlage nötig wird dafür eine Fachfirma beauftragt werde. Die Anlage produziere jährlich über 600.000 Kilowattstunden Strom. Deshalb sei es den Betreibern wichtig dass die Anlage weiter betrieben wird, auch wenn sie abgeschrieben ist. Man suche eine Partner, der bereit sei den Strom weiter zu vermarkten. Der Grundpreis von drei Cent je Kilowatt reiche aber nicht einmal aus um die Wartung zu finanzieren. Deshalb suche man einen Partner der bereit sei mehr zu bezahlen. Für die Entsorgung der Anlage habe der Betreiber Rücklagen in ausreichender Höhe gebildet.

Auf die Frage von Barth (FDP), was die Entsorgung koste, konnte Blasenbrei-Wurtz keine Zahl nennen, weil bisher noch kein Angebot eingeholt wurde. Die Rücklagen würden die prognostizierten Abbaukosten aber deutlich überschreiten.

In der weiteren Diskussion wurde deutlich, dass die Mehrheit der Bezirksbeiräte einen Weiterbetrieb der Anlage befürworten würden. Raiser (FW) gab zu bedenken, dass auch bei einem Weiterbetrieb geklärt werden müsse, wie der Abbau, der irgendwann unweigerlich kom­me, von statten gehen soll.

Stephan Gier hielt abschließend fest, dass die Anfrage aus seiner Sicht an den Betreiber gehen müsse. Die Entsorgung sei nicht Aufgabe der Stadtverwaltung. Eigentlich müsse der Bezirksbeirat einen Antrag auf weiterbetrieb der Anlage stellen. Dies solle in einer der nächsten Sitzungen erfolgen.

Die Anfrage der Freien Wähler wurde schließlich mit 11 Stimmen abgelehnt. Der Vorschlag von Gier, dass der Bezirksbeirat einen Antrag zum Weiterbetrieb der Anlage stellen soll mit 15 Stimmen befürwortet.

Ähnliche Beiträge